Die Innendämmung der Wand gewinnt als praktikable Alternative zur Außendämmung zunehmend an Bedeutung. Während die Fassadendämmung bei vielen Gebäuden die erste Wahl darstellt, stoßen Hausbesitzer oft auf Hindernisse: Denkmalschutz verbietet Veränderungen der Außenfassade, Grenzbebauung lässt keinen Platz für zusätzliche Dämmschichten, oder aufwendig gestalteter Stuck soll erhalten bleiben.
In solchen Fällen bietet die Innendämmung der Wand eine sinnvolle Lösung, um dennoch die Energieeffizienz zu steigern und Wärmeverluste zu reduzieren. Das Prinzip ist einfach: Anstatt die Außenwand zu dämmen, wird das Dämmsystem an der Innenseite der Außenwand angebracht. Die Ausführung erfordert jedoch besondere Sorgfalt, da Feuchtigkeit und Wärmebrücken zu problematischen Feuchteschäden führen können.
Dieser Leitfaden erklärt, wann Innenwanddämmung sinnvoll ist, welche Systeme und Dämmstoffe zur Verfügung stehen, mit welchen Kosten Sie rechnen müssen und wie Sie Förderung sichern können. Denn mit der richtigen Planung wird aus der vermeintlichen zweiten Wahl eine wirtschaftlich attraktive Möglichkeit zur Gebäudemodernisierung.
Das Wichtigste in Kürze
- Innendämmung lohnt sich, wenn eine Außendämmung nicht möglich ist (Denkmalschutz, Grenzbebauung, Fassadenerhalt). Sie verbessert die Energieeffizienz deutlich und senkt Heizkosten.
- Technisch anspruchsvoll: Die bauphysikalischen Risiken sind höher als bei der Außendämmung. Entscheidend sind ein sicherer Feuchteschutz, eine luftdichte Ebene und die richtige Systemwahl.
- Materialwahl bestimmt das Risiko: Diffusionsoffene, kapillaraktive Systeme wie Kalziumsilikat oder Mineralschaum sind besonders sicher. EPS oder PUR funktionieren nur in geprüften, vollflächig verklebten Systemen.
- U-Wert-Vorgabe: Sanierte Außenwände müssen einen U-Wert von ≤ 0,24 W/(m²K) erreichen. Je nach Dämmstoffdicke liegt die Innendämmung meist zwischen 4 und 12 cm.
- Kostenrahmen: Je nach System bewegen sich die Kosten zwischen 70 und 180 Euro/m², bei hochwertigen kapillaraktiven Systemen auch darüber.
- Förderung: Die BEG-Einzelmaßnahmen bieten 15 % Zuschuss, mit individuellem Sanierungsfahrplan (iSFP) 20 %. Zusätzlich kann der KfW-Ergänzungskredit genutzt werden.
- Risiken: Wärmebrücken, Tauwasser und Schimmel entstehen fast immer durch Ausführungsfehler. Eine professionelle Planung ist daher unverzichtbar.
So gehen Sie vor
- Gebäudeanalyse durchführen lassen: Beauftragen Sie eine Energieberatung oder einen Energieeffizienz-Experten, um Feuchtequellen, Wärmebrücken und den Wandaufbau zu prüfen. Das ist die Grundlage für jede sichere Innendämmung.
- iSFP erstellen und Förderchancen sichern: Ein individueller Sanierungsfahrplan bringt 5 Prozentpunkte mehr Förderung und verdoppelt die förderfähigen Kosten von 30.000 auf 60.000 Euro je Wohneinheit.
- Passendes Dämmmaterial auswählen: Entscheiden Sie gemeinsam mit dem Fachplaner, ob ein kapillaraktives System (Kalziumsilikat, Mineralschaum, Holzfaser) oder ein diffusionshemmendes System (EPS, PUR) geeignet ist. Wichtig ist der gesamte geprüfte Systemaufbau.
- Feuchteschutz und Luftdichtheit planen: Die richtige Dampfbremse beziehungsweise der kapillaraktive Feuchtetransport sind zentrale Sicherheitsfaktoren. Fehler in der Luftdichtung sind die Hauptursache späterer Schäden.
- Förderung vor Beauftragung beantragen: Stellen Sie den BAFA-Antrag unbedingt vor Vertragsabschluss. Nach Genehmigung kann der ergänzende KfW-Kredit beantragt werden.
- Fachgerechte Ausführung beauftragen: Beauftragen Sie ein qualifiziertes Fachunternehmen, das Erfahrung mit Innendämmung und Feuchteschutz hat. Lassen Sie Wärmebrücken, Anschlüsse und luftdichte Ebenen kontrollieren.
- Dokumentation & Verwendungsnachweis einreichen: Nach Abschluss werden Rechnungen, Fachunternehmererklärung und Fotos eingereicht. Erst danach erfolgt die Auszahlung der Förderung.
Was ist Innendämmung der Wand?
Innendämmung bezeichnet die Anbringung von Dämmmaterial an den Innenflächen der Außenwände eines Gebäudes. Im Gegensatz zur Außendämmung, bei der das Dämmsystem auf der Fassade montiert wird, erfolgt der Wärmeschutz von innen. Der Dämmstoff wird direkt auf die Innenwand aufgebracht oder in eine Unterkonstruktion eingebaut und anschließend mit einer Verkleidung abgeschlossen.
Das Grundprinzip funktioniert, indem die Dämmschicht den Wärmestrom von den beheizten Räumen zur kalten Außenwand unterbricht. Dadurch bleiben die Innenräume wärmer, während gleichzeitig die Oberflächentemperatur der Innenwand steigt. Das senkt die Heizkosten und verbessert den Wohnkomfort deutlich.
Die Innenwanddämmung kommt besonders bei der energetischen Sanierung von Altbauten zum Einsatz, wenn eine Außendämmung nicht möglich oder nicht gewünscht ist. Dabei müssen allerdings besondere bauphysikalische Anforderungen beachtet werden, weil sich die Feuchtigkeitsverhältnisse in der Wand grundlegend ändern.
Typische Einsatzgebiete der Innendämmung:
- denkmalgeschützte Gebäude mit erhaltenswerten Fassaden
- Fachwerkhäuser, bei denen die Holzstruktur sichtbar bleiben soll
- Grenzbebauung ohne Platz für zusätzliche Dämmdicken
- Mehrfamilienhäuser, wenn keine Einigung der Eigentümergemeinschaft zur Fassadendämmung erzielt werden kann
- Gebäude mit aufwendigen Stuckelementen oder ornamentalen Fassadendetails
- einzelne Räume oder Wohnungen in größeren Gebäudekomplexen
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Wann ist Innendämmung sinnvoll?
Die Entscheidung für eine Innendämmung sollte immer bewusst getroffen werden, da sie gegenüber der Außendämmung spezifische Vor- und Nachteile mit sich bringt. In bestimmten Situationen ist sie jedoch die einzige praktikable Lösung für verbesserten Wärmeschutz.
Denkmalgeschützte Fassaden sind der häufigste Grund für Innendämmung. Wenn die äußere Gebäudehülle aufgrund kulturhistorischer Bedeutung nicht verändert werden darf, bleibt nur der Weg nach innen. Das gilt sowohl für komplett denkmalgeschützte Gebäude als auch für einzelne Fassadenbereiche mit erhaltenswerter Substanz.
Bei Fachwerkhäusern möchten viele Eigentümer die charakteristische Holzstruktur erhalten. Eine Außendämmung würde das Erscheinungsbild vollständig verändern, während die Innendämmung die Optik des Hauses bewahrt. Allerdings erfordert Fachwerk besondere Aufmerksamkeit bei der Planung, da Holz als hygroskopisches Material empfindlich auf Feuchtigkeit reagiert.
Grenzbebauung ohne ausreichende Abstände zu Nachbargrundstücken macht eine Außendämmung oft unmöglich. Zusätzliche Dämmdicken würden die Gebäudegrundfläche vergrößern und können rechtliche Probleme mit Grenzabständen verursachen. In dicht bebauten Innenstädten oder bei Reihenhäusern ist dies ein häufiges Problem.
In Eigentümergemeinschaften müssen bauliche Veränderungen der Fassade gemeinschaftlich beschlossen werden. Kommt keine Einigung zustande, bleibt einzelnen Wohnungseigentümern nur die Option, ihre Wohneinheit von innen zu dämmen.
Aufwendig gestaltete Fassaden mit ornamentalen Elementen, Stuck oder Naturstein rechtfertigen ebenfalls häufig den Erhalt durch Innendämmung. Die Kosten für eine denkmalgerechte Restaurierung der Außenfassade nach einer Außendämmung können die Wirtschaftlichkeit des Projekts deutlich verschlechtern.
Überblick über typische Anwendungsfälle:
| Anwendungsfall | Beschreibung | Beispiel |
| Denkmalschutz | Fassade darf nicht verändert werden | Gründerzeitvillen, historische Stadthäuser |
| Fachwerk | Sichtbare Holzstruktur soll erhalten bleiben | mittelalterliche Bürgerhäuser, ländliche Höfe |
| Grenzbebauung | kein Platz für zusätzliche Dämmdicke | Reihenhäuser, urbane Blockrandbebauung |
| Eigentümergemeinschaft | keine Einigung über Fassadensanierung | Eigentumswohnungen, Mehrfamilienhäuser |
| ornamentale Fassaden | aufwendige Stuck- und Fassadenelemente | Jugendstilbauten, Barockfassaden |
| Teilsanierung | nur einzelne Räume/Wohnungen | Studentenwohnungen, Büros in Altbauten |
Aufbau und Systeme der Innendämmung
Der Aufbau einer Innenwanddämmung folgt einem systematischen Schicht-für-Schicht-Prinzip, das je nach gewähltem System variiert. Grundsätzlich besteht jedes Innendämmsystem aus mehreren funktionalen Schichten: der Befestigung an der Bestandswand, dem Dämmstoff selbst, einer möglichen Dampfbremse bzw. Dampfsperre und der abschließenden Verkleidung.
Grundaufbau von innen nach außen:
- Innenraumverkleidung (z. B. Gipskarton, Putz oder Paneele)
- Dampfbremse oder Dampfsperre (material- und systemabhängig)
- Dämmschicht (Platten, spritzaufgetragene Materialien oder Einblasdämmung)
- Befestigungsschicht (Klebung oder mechanische Fixierung)
- bestehende Außenwand (Mauerwerk, Beton etc.)
Kapillaraktive versus dampfsperrende Systeme
Kapillaraktive Systeme, oft mit Kalziumsilikat- oder speziellen mineralischen Innendämmplatten, können Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Sie funktionieren in der Regel ohne klassische, hoch dichte Dampfsperre und gelten als „fehlertoleranter“, weil sie kleinere Undichtigkeiten besser ausgleichen. Voraussetzung ist eine sorgfältige Planung und eine geeignete Ausgangswand.
Dampfsperrende bzw. stark dampfbremsende Systeme verhindern mit einer durchgehenden Sperre weitgehend das Eindringen von Raumfeuchtigkeit in die Dämmschicht. Diese Lösung wird häufig mit herkömmlichen Dämmstoffen wie Mineralwolle umgesetzt und erfordert eine absolut luftdichte Ausführung ohne Fehlstellen.
Diffusionsoffene Materialien wie Kalziumsilikatplatten bieten den Vorteil der aktiven Feuchtigkeitsregulierung. Sie nehmen bei hoher Luftfeuchtigkeit Feuchtigkeit aus dem Innenraum auf und geben sie bei trockenen Bedingungen wieder ab. Das sorgt für ein ausgeglichenes Raumklima und reduziert das Schimmelrisiko.
Montageablauf in der Praxis
In der Praxis folgen Innendämmprojekte einem klaren Ablauf:
- Untergrundprüfung: Die bestehende Innenwand wird auf Ebenheit, Festigkeit, Salz- und Feuchtebelastung geprüft.
- Vorbehandlung: Lose Putzschichten werden entfernt, Risse geschlossen, stark saugende Untergründe grundiert.
- Dämmstoffanbringung: Entweder vollflächige Verklebung der Dämmplatten oder Einbau in eine Unterkonstruktion.
- Dampfbremse/Dampfsperre: Falls erforderlich, wird eine Folie oder eine entsprechende Beschichtung aufgebracht und luftdicht angeschlossen.
- Installationsebene: Leitungen und Dosen werden in einer separaten Ebene geführt, um die Dampfbremse möglichst wenig zu perforieren.
- Verkleidung: Gipskartonplatten oder andere Beplankungen werden montiert, Fugen verspachtelt.
- Oberflächenbehandlung: Grundierung und Endbeschichtung (z. B. Farbe, Tapete) schließen die Arbeiten ab.
Der Einsatz bestimmter Systeme hängt von den baulichen Gegebenheiten (Wandaufbau, Feuchtebelastung), den Brandschutzanforderungen, den Platzverhältnissen und dem Budget ab. Dünnschichtige Hochleistungssysteme sparen Wohnraum, sind aber teurer, während konventionelle Systeme oft ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.
Hinweis
Bei einer Innendämmung sollten Sie Wärmebrücken noch sorgfältiger betrachten als bei einer Außendämmung. Kritische Punkte sind vor allem Innenwandecken, Geschossdecken, Fensteranschlüsse und Heizkörperleitungen. Schon kleine ungeplante Wärmebrücken können die Feuchtebilanz der gesamten Konstruktion kippen. Eine Wärmebrückenberechnung ist deshalb in vielen Fällen empfehlenswert — insbesondere bei älteren Gebäuden oder Mischmauerwerk.
Dampfsperre und Dampfbremse bei der Innendämmung
Die Dampfsperre bzw. Dampfbremse spielt bei der Innenwanddämmung eine kritische Rolle: Sie soll verhindern, dass zu viel feuchte Raumluft in die Dämmschicht eindringt und dort kondensiert. Ihre Funktion und Notwendigkeit hängen wesentlich vom gewählten Dämmsystem, dem Dämmstoff und der bestehenden Wand ab.
Bei einer Innendämmung verschiebt sich der Temperaturverlauf in der Wand deutlich. Die Außenwand wird durch die Dämmschicht von der Raumwärme abgeschirmt und bleibt damit kälter. Warme, feuchte Innenluft kann durch Undichtigkeiten oder Diffusion in Richtung Außenwand transportiert werden. Trifft diese Feuchtigkeit auf kalte Bauteilschichten, kann Tauwasser entstehen – mit dem Risiko von Schimmel oder Frostschäden.
Eine fachgerecht geplante und installierte Dampfbremse oder Dampfsperre reduziert diesen Feuchtigkeitstransport. Für klassisch „dampfdichte“ Schichten wird häufig ein sd-Wert von mindestens 100 m angesetzt, während moderne, feuchteadaptive Dampfbremsen variabel zwischen niedrigen und hohen sd-Werten arbeiten, um das Austrocknungspotenzial zu erhöhen.
Typische Materialien:
- PE-Folien mit hohen sd-Werten als kostengünstige Dampfsperren
- aluminiumkaschierte Folien mit sehr hoher Dampfdichtigkeit und erhöhter Reißfestigkeit
- flüssig aufzubringende, dampfbremsende Beschichtungen für komplizierte Anschlüsse
- OSB- oder Holzwerkstoffplatten mit definiertem sd-Wert, die zugleich als statische Beplankung dienen
Bei feuchteempfindlichen Dämmstoffen wie Mineralwolle ist eine sorgfältig geplante und ausgeführte Dampfbremse praktisch immer erforderlich, da die Dämmwirkung bei Durchfeuchtung massiv leidet. Bei anderen Materialien – etwa kapillaraktiven Innendämmsystemen oder geschlossenzelligen PUR/PIR-Platten – kann auf eine klassische Folien-Dampfsperre verzichtet werden, sofern das Gesamtsystem bauphysikalisch nachgewiesen ist.
Entscheidend ist immer die Luftdichtheit: Stöße der Folien müssen überlappend verklebt, Durchdringungen (z. B. Leitungen) mit Manschetten oder Dichtstoffen sorgfältig abgedichtet werden. Bereits kleine Leckagen können den Feuchteschutz stark beeinträchtigen.
Tipp:
Prüfen Sie immer die vorhandene Wandfeuchte! Vor jeder Innendämmung sollte eine Feuchtemessung erfolgen. Selbst geringe Restfeuchte kann später hinter der Dämmung zu Schimmel führen. Eine einfache Vor-Ort-Messung reicht nicht — ein Energieeffizienz-Experte erkennt auch versteckte Feuchtequellen im Mauerwerk.
Dämmstoffe für die Innenwanddämmung
Die Wahl des Dämmstoffs beeinflusst Dämmdicke, Kosten, Brandschutz, Schallschutz und Feuchtemanagement.
EPS (expandiertes Polystyrol)
EPS gehört zu den meistverwendeten Dämmstoffen. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von etwa 0,032–0,040 W/(m·K) bietet es ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Für einen U-Wert von 0,24 W/(m²·K) werden – abhängig vom vorhandenen Wandaufbau – häufig 10–18 cm Dämmstärke benötigt. Vollflächig verklebte Innendämmsysteme auf EPS-Basis können bei passenden Randbedingungen ohne zusätzliche, frei verlegte Dampfbremse funktionieren, müssen aber bauphysikalisch geprüft und systemkonform ausgeführt werden.
Mineralwolle (Glas- oder Steinwolle)
Mineralwolle bietet sehr guten Brand- und Schallschutz. Die Wärmeleitfähigkeit liegt meist zwischen 0,035 und 0,045 W/(m·K). Damit ergeben sich Dämmdicken im Bereich von etwa 14–20 cm, um die geforderten U-Werte zu erreichen. Mineralwolle ist nicht brennbar (Baustoffklasse A1) und eignet sich gut für hohe Brandschutzanforderungen. Wichtig ist eine sichere luftdichte Ebene mit Dampfbremse.
Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR)
PUR/PIR zeichnet sich durch sehr niedrige Wärmeleitfähigkeiten von rund 0,020–0,025 W/(m·K) aus. Dadurch lassen sich vergleichbare U-Werte mit geringeren Dicken (typisch 8–14 cm) erreichen, was Wohnraum spart. PUR/PIR ist geschlossenzellig; in vielen Systemen ist keine zusätzliche Dampfsperre nötig, oder sie ist bereits in der kaschierten Platte integriert.
Holzfaserplatten
Holzfaserdämmstoffe sind ökologische Alternativen mit Wärmeleitfähigkeiten von etwa 0,040–0,055 W/(m·K). Für übliche Ziel-U-Werte braucht es meist 16–22 cm Dämmstärke. Holzfaserplatten bieten gute Speicherfähigkeit für sommerlichen Wärmeschutz und tragen zu einem angenehmen Raumklima bei. Sie sind jedoch feuchteempfindlicher als mineralische oder geschlossenzellige Dämmstoffe und erfordern eine sorgfältige feuchtetechnische Planung.
Kalziumsilikatplatten
Kalziumsilikatplatten werden vielfach als dünne Innenschicht (typisch 3–6 cm) eingesetzt, um Feuchtigkeit zu puffern. Ihre reine Dämmwirkung ist begrenzt (λ meist 0,045–0,065 W/(m·K)), dafür sind sie diffusionsoffen, kapillaraktiv, schimmelhemmend und eignen sich insbesondere bei kondensatgefährdeten Innenwänden (z. B. hinter Einbaumöbeln oder in Ecken).
Hochleistungsdämmstoffe
Vakuum-Isolationspaneele (VIP) mit Wärmeleitfähigkeiten um 0,004–0,008 W/(m·K) und Aerogel-Dämmplatten mit etwa 0,012–0,018 W/(m·K) ermöglichen minimalste Dämmdicken. Sie kommen zum Einsatz, wenn jeder Zentimeter Wohnfläche zählt, sind aber deutlich teurer und erfordern sehr sorgfältige Planung und Ausführung.
| Dämmstoff | λ-Wert W/(m·K) | typische Dicke für U ≈ 0,24 W/(m²·K)* | Kosten pro m² (ca.) | Besonderheiten |
| EPS Standard | 0,035 | ca. 12–15 cm | 45–65 € | günstig, gut verarbeitbar |
| EPS „Plus“ | 0,032 | ca. 10–13 cm | 55–75 € | bessere Dämmwirkung |
| Mineralwolle | 0,040 | ca. 14–18 cm | 50–70 € | Brand- und Schallschutz |
| PUR/PIR | 0,023 | ca. 8–12 cm | 85–120 € | geringste Dicke üblicher Dämmstoffe |
| Holzfaser | 0,045 | ca. 16–20 cm | 60–90 € | ökologisch, gute Speicherfähigkeit |
| Kalziumsilikat | 0,055 | eher 3–6 cm (Feuchtepuffer im Fokus) | 90–150 € | kapillaraktiv, schimmelhemmend |
| VIP | 0,007 | ca. 2–3 cm | 180–250 € | extrem dünn, sehr sensibel |
| Aerogel-Platten | 0,015 | ca. 4–6 cm | 120–180 € | High-Tech, sehr gute Dämmung |
*Die konkrete Dicke hängt immer vom vorhandenen Wandaufbau ab; die Werte sind Richtgrößen.
U-Werte und erforderliche Dämmdicken
Der U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) gibt an, wie viel Wärme pro Quadratmeter und Kelvin Temperaturdifferenz durch ein Bauteil fließt. Je niedriger der U-Wert, desto besser die Dämmwirkung.
Nach Gebäudeenergiegesetz (GEG) darf der U-Wert einer sanierten Außenwand in der Regel 0,24 W/(m²·K) nicht überschreiten, wenn eine Dämmung im Zuge einer energetischen Sanierung angebracht wird. Dieser Grenzwert gilt unabhängig davon, ob die Dämmung innen oder außen erfolgt.
Die Berechnung der benötigten Dämmdicke richtet sich nach dem Ziel-U-Wert, der Wärmeleitfähigkeit des Dämmstoffs und dem Wärmedurchlasswiderstand der vorhandenen Wand. In der Praxis kalkulieren Planer mit Sicherheitszuschlägen und berücksichtigen Wärmebrücken, Putzschichten und Innenbekleidungen.
Beispielrechnungen:
- Ziegelwand 30 cm, U alt ≈ 0,50 W/(m²·K) + EPS 035
- Betonwand 20 cm, U alt ≈ 2,10 W/(m²·K) + Mineralwolle 040
Typische Ergebnisse liegen – wie bereits oben – im Bereich von rund 8–10 cm (Ziegel + PUR), 10–15 cm (Ziegel + EPS) oder 14–18 cm (Beton + Mineralwolle), um U-Werte um 0,24 W/(m²·K) bzw. besser zu erreichen.
Wirtschaftlich kann es sinnvoll sein, nicht nur exakt auf die gesetzlichen Mindestwerte abzuzielen. Häufig sind etwas bessere U-Werte mit überschaubar höheren Materialkosten verbunden, senken aber über Jahrzehnte die Heizkosten.
Tipp
Innendämmungen funktionieren am zuverlässigsten, wenn alle Komponenten — Dämmplatten, Kleber, Spachtel, Putze — aus einem geprüften System stammen. Das vermeidet Materialinkompatibilitäten und erleichtert später den BAFA-Nachweis.
Vor- und Nachteile der Innendämmung
Die Innenwanddämmung hat eine eigene „Logik“ und unterscheidet sich deutlich von der Außendämmung.
Typische Vorteile:
- meist geringere Investitionskosten, da kein Fassadengerüst nötig ist
- witterungsunabhängige Ausführung, auch in der Heizperiode möglich
- Erhalt der Fassadenoptik – wichtig bei Denkmalschutz und gestalterisch wertvollen Fassaden
- schnell reagierendes Heizverhalten, weil die innere Oberfläche warm bleibt
Typische Nachteile:
- Wohnraumverlust durch die zusätzliche Dämmschicht (pro 10 m Wand schnell 1,5–2,5 m²)
- höhere Anfälligkeit für Wärmebrücken an Decken, Innenwänden und Bauteilanschlüssen
- im Sommer weniger Speichermasse auf der Innenseite, Räume können sich schneller aufheizen
- erhöhtes Schimmelrisiko bei Planungs- oder Ausführungsfehlern (Dampfbremse, Details, Feuchte in der Bestandswand)
- höherer planerischer Aufwand an Details (Anschlüsse, Einbauten, Fensterlaibungen)
| Bewertungsfaktor | Innendämmung | Außendämmung |
|---|---|---|
| Investitionskosten | Geringere Kosten | Höhere Kosten |
| Wohnraumerhalt | Verkleinert den Wohnraum | Erhält den Wohnraum vollständig |
| Fassadenoptik | Fassade bleibt unverändert | Verändert das Fassadenbild |
| Wärmeschutz gesamt | Guter Wärmeschutz | Sehr guter Wärmeschutz |
| Schimmelrisiko | Erhöht bei Ausführungsfehlern | Geringes Risiko |
| Ausführungsaufwand | Mittlerer Aufwand | Mittlerer Aufwand |
| Witterungsabhängigkeit | Ganzjährig möglich | Wetterabhängig |
Innendämmung ist also dann sinnvoll, wenn eine Außendämmung aus technischen, rechtlichen oder gestalterischen Gründen nicht in Frage kommt. Sie erfordert allerdings sorgfältige Planung und fachgerechte Ausführung, damit Feuchteprobleme vermieden und die energetischen Ziele erreicht werden.
Kosten der Innenwanddämmung
Die Kosten hängen von Systemwahl, Dämmstoff, Wandbeschaffenheit und regionalen Lohnniveaus ab. Grob unterscheiden sich:
- Materialkosten: Dämmplatten, Kleber, Dübel, Dampfbremse, Unterkonstruktion, Gipskarton, Spachtel, Farbe
- Arbeitskosten: Vorbereitung, Montage der Dämmung, Anschlüsse, Verkleidung
- Zusatzkosten: Heizkörper demontieren/montieren, Elektrik anpassen, Fensterbänke verlängern, Malerarbeiten
Als grobe Richtwerte:
- einfache EPS-Systeme: ca. 80–125 €/m² (inkl. Lohn)
- Mineralwolle- oder Holzfasersysteme mit Unterkonstruktion: ca. 95–140 €/m²
- PUR/PIR-Systeme: ca. 115–165 €/m²
- Kalziumsilikat-Systeme: ca. 125–200 €/m²
- VIP-/Aerogel-Systeme: ca. 220–300 €/m²
Für ein typisches Einfamilienhaus mit ca. 130 m² zu dämmender Wandfläche bewegen sich Gesamtkosten – je nach System – ungefähr im Bereich von 15.000 bis über 30.000 Euro.
Förderung und Zuschüsse (Stand 2025)
Staatliche Förderungen machen Innendämmung wirtschaftlich deutlich attraktiver. Relevante Bausteine sind:
BEG EM / BAFA-Zuschüsse für die Gebäudehülle
Die Dämmung der Außenwand (egal ob von innen oder außen) wird im Rahmen der „Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM)“ über das BAFA gefördert.
- Grundförderung: 15 % Zuschuss auf die förderfähigen Kosten, bis zu 30.000 € pro Wohneinheit → maximal 4.500 € Zuschuss.
- mit individuellem Sanierungsfahrplan (iSFP): 20 % Zuschuss und Anhebung der förderfähigen Kosten auf 60.000 € pro Wohneinheit → maximal 12.000 € Zuschuss.
Die technischen Mindestanforderungen der BEG liegen für Außenwände im Regelfall bei U ≤ 0,20 W/(m²·K) – also etwas strenger als das GEG (0,24 W/(m²·K)). Für denkmalgeschützte oder erhaltenswerte Bausubstanz gelten teils erleichterte U-Wert-Anforderungen.
Die Ausführung muss durch ein Fachunternehmen erfolgen; Eigenleistungen werden nicht bezuschusst.
Individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) und Energieberatung
Die Erstellung eines iSFP wird über das separate Programm „Energieberatung für Wohngebäude (EBW)“ gefördert.
- 80 % Zuschuss auf die Beratungskosten
- maximal 1.300 € für Ein- und Zweifamilienhäuser
- maximal 1.700 € für Mehrfamilienhäuser
- zusätzlich 500 € für Erläuterungen bei Wohnungseigentümergemeinschaften
Der iSFP bildet die Grundlage für den iSFP-Bonus (zusätzliche 5 Prozentpunkte und höhere förderfähige Kosten bei BEG-Einzelmaßnahmen).
KfW-Ergänzungskredit 358/359
Zusätzlich zum Zuschuss können Eigentümer über den KfW-Ergänzungskredit (Programme 358 und 359) die übrigen Kosten zinsgünstig finanzieren.
- bis zu 120.000 € Kredit je Wohneinheit
- der Kredit ergänzt eine bereits bewilligte BEG-Zuschussförderung
- bei einem Haushaltsjahreseinkommen von bis zu 90.000 € gibt es einen zusätzlichen Zinsvorteil für selbstnutzende Eigentümer
KfW 261 – Sanierung zum Effizienzhaus
Wenn Innendämmung Teil einer umfassenden Sanierung zum Effizienzhaus ist, kann statt der BEG-Einzelmaßnahmen das Programm „Wohngebäude – Kredit 261“ genutzt werden.
- bis zu 150.000 € Kredit je Wohneinheit
- Tilgungszuschuss zwischen 5 % und 45 % je nach erreichter Effizienzhaus-Stufe
- verpflichtende Einbindung eines Energieeffizienz-Experten
Eine reine Innendämmung erreicht selten allein einen Effizienzhaus-Standard; in Kombination mit weiteren Maßnahmen (z. B. Heizungstausch, Dachdämmung, neue Fenster) kann dies aber durchaus gelingen.
Steuerliche Förderung nach § 35c EStG
Selbstnutzende Eigentümer können alternativ oder ergänzend 20 % der Sanierungskosten über drei Jahre verteilt von der Einkommensteuer abziehen – bis maximal 40.000 € je Objekt.
Förderungskombinationen müssen sorgfältig geprüft werden, da eine Doppelförderung ein und derselben Kosten nicht zulässig ist.
Fachgerechte Ausführung und häufige Fehler
Die Qualität der Ausführung entscheidet bei Innendämmungen über Erfolg oder Misserfolg. Typische Fehler sind:
- unzureichend dichte Dampfbremse mit Leckagen
- Dämmung auf bereits feuchten oder salzbelasteten Wänden
- ungeeignete Materialkombinationen ohne bauphysikalische Berechnung
- vernächlässigte Wärmebrücken an Decken, Innenwänden, Fensterlaibungen
- fehlende oder unsaubere Anschlüsse der luftdichten Ebene
Ein qualifizierter Energieberater oder Fachplaner sollte vorab die Machbarkeit prüfen, Feuchte- und Wärmebrückennachweise führen und das passende System empfehlen. Während der Ausführung sind stichprobenartige Kontrollen sinnvoll. Bei größeren Maßnahmen kann eine Baubegleitung über BEG-Programme ebenfalls gefördert werden.
Regelmäßige Sichtkontrollen und – bei Verdacht – Feuchtemessungen in den ersten Jahren nach der Sanierung helfen, mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
Die meisten Schäden bei Innendämmungen entstehen nicht durch das System selbst, sondern durch minimale Undichtigkeiten in den Anschlussdetails. Achten Sie deshalb weniger auf den exotischsten Dämmstoff – und deutlich mehr auf die perfekte Ausführung der luftdichten Ebene, besonders an Deckenanschlüssen, Innenwänden, Fensterlaibungen und Installationen. Eine Innendämmung funktioniert dauerhaft nur dann zuverlässig, wenn jedes Detail stimmt.
Jan Wanderer
Energie-Experte bei Enwendo
Fazit: Innendämmung
Innendämmung ist ein wichtiges Instrument der energetischen Sanierung, vor allem dort, wo die Fassade unangetastet bleiben muss. Sie erfordert mehr bauphysikalische Sorgfalt als ein klassisches Wärmedämmverbundsystem von außen, bietet aber bei richtiger Planung und handwerklich sauberer Ausführung eine gute Kombination aus Energieeinsparung, Wohnkomfort und Erhalt des äußeren Erscheinungsbildes. Dank BEG-Zuschüssen, iSFP-Bonus, KfW-Ergänzungskredit und steuerlicher Förderung lässt sich ein erheblicher Teil der Investitionskosten staatlich abfedern.
Häufige Fragen zur Innendämmung Wand
Ja – aber nur, wenn sie fehlerhaft ausgeführt wird. Undichtigkeiten in der Dampfbremse, Wärmebrücken oder bereits feuchte Bestandswände sind typische Ursachen. Bei fachgerechter Planung (inkl. Feuchteschutzberechnung) und sauberer Ausführung ist eine Innendämmung schimmelsicher.
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt bei der Sanierung von Außenwänden einen maximalen U-Wert von 0,24 W/(m²K) vor. Das gilt gleichermaßen für Außen- wie Innendämmung. Die nötige Dämmdicke hängt vom Material und der Ausgangswand ab.
Eine Dampfsperre ist notwendig, wenn feuchteempfindliche Dämmstoffe wie Mineralwolle, Zellulose oder Holzfaser verwendet werden. Systeme aus PUR/PIR oder vollflächig verklebtes EPS können in bestimmten Konstruktionen ohne zusätzliche Dampfsperre funktionieren – aber nur mit Systemnachweis.
Je nach Dämmdicke gehen pro Wandseite 1,5–2,5 m² Wohnfläche je 10 Meter Wandlänge verloren. Hochleistungsdämmstoffe wie Aerogel oder VIP können dies stark reduzieren, sind jedoch deutlich teurer.
Ja. Über die BAFA-Förderung für Einzelmaßnahmen erhalten Sie 15 %, mit iSFP-Bonus sogar 20 % Zuschuss. Zusätzlich können Sie den KfW-Ergänzungskredit 358 nutzen oder alternativ die steuerliche Förderung nach § 35c EStG (20 % über 3 Jahre).